Bericht von einer Studienfahrt der SPD Arbeitsgemeinschaft 60 plus nach Nykøbing/ Falster

Am 6. August 2014 unternahm eine Gruppe von zehn Mitgliedern der SPD Arbeitsgemeinschaft 60 Plus LV Mecklenburg-Vorpommern eine Informationsreise nach Nykøbing , Dänemark um sich dort über eine Pflegeeinrichtung der Kommune und eine Produktionsschule für benachteiligte Jugendliche zu informieren. Dieser Info- Tag wurde organisiert von Gesche Peters, die Mitglied im Bundesvorstand der AG 60 plus ist, und eine Wohnung auf Falster hat. Sie wurde unterstütz durch Ihren Mann, den Bildhauer Thorbhoern Lausten, der gleichzeitig als Dolmetscher fungierte.

Wir besichtigten das Senioren- und Pflegeheim „Bakkehuset“. Dies ist eine soziale Einrichtung der Gemeinde Guldborgsund, die zu Nykøbing gehört. Die Gemeinde bietet die damit zusammenhängenden Dienstleistungen öffentlich an. Wir erhielten eine kompetente Führung durch die Leiterin Sofie Toft. Die eindrucksvolle Anlage auf ca. 30.000 qm mit Zugang zum Sund, ist in fünf Wohnblöcke mit unterschiedlichen Nutzungen aufgeteilt. Sie verfügt zusätzlich über ein Küchen-, ein Kantinen- und ein Aktivitätszentrum. Die Bauweise ist eingeschossig. Die vorbildlich gepflegte Anlage wurde 1967 von der Kommune als Pflegeeinrichtung gebaut und nach der Renovierung 1996 in ein Betreuungs- und Pflegemodell mit Wohncharakter umgewandelt.

Die Bewohner sind Personen, die sich nicht mehr selbst versorgen können, sei es aus Gründen der Pflegebedürftigkeit, einer Kurzzeitpflege, Begleitung in einer Demenz oder zur Wiederherstellung nach einem Krankenhausaufenthalt. Die Voraussetzungen für eine Unterbringung im Heim werden durch ein Visitierungsverfahren festgestellt. Die Kosten der Unterbringung (sämtliche Kosten der Wohnung, Verpflegung, Benutzung der zusätzlichen Räume mit Ausstattung) trägt der Bewohner. Diese Kosten betragen ca. 4.200 dkr (ca. 580 €).Heizung, Strom und Wasser sind extra zu entrichten.

Die Aufwendungen der Betreuung und der Gesundheitsfürsorge trägt die Gemeinde; derartige Kosten der sozialen Fürsorge werden in Dänemark aus Steuermitteln finanziert. Die Bewohner werden weiterhin von ihren behandelnden Ärzten betreut. 82 Arbeitskräfte sind für die Fürsorgedienstleistung zuständig. Sie sind als Pflegeassistentinnen und als Pflegeschwestern ausgebildet. Die Pflegedienstleistungen der Pflegekräfte werden auch außerhalb der Einrichtung erbracht. Die regelmäßige Arbeitszeit sind 37 Std./Woche.

Was uns allen besonders aufgefallen ist, war der ruhige und freundliche Ton im Umgang mit den Bewohnern und die Großzügigkeit der Räumlichkeiten. Die einzelnen Apartments haben eine Größe von ca. 60 qm mit großen Fenstern und Zugang zum Garten. Die Bewohner dürfen ihre eigenen Möbel mittbringen, jeder hat einen eigenen Eingang und einen eigenen Briefkasten.

Alles in allem eine beeindruckende Einrichtung, die zur Nachahmung empfohlen werden kann.

Die Produktionsschule für Jugendliche (17 bis 25 Jahre alt) in der Stadt Nykøbing ist eine staatlich finanzierte soziale Einrichtung, die ihre Leistungen öffentlich anbietet. Sie steht Jugendlichen, die keinen Schulabschluss oder keine abgeschlossene Ausbildung haben, zur Verfügung. Sie werden intern oder extern untergebracht. Nach einer Probezeit von drei Monaten werden die Jugendlichen ihren Neigungen entsprechend in verschiedenen Richtungen ausgebildet. Dort erhalten sie einen Schulabschluss und wenn die Voraussetzungen gegeben sind, eine 3-jährige Lehre mit Abschluss. Die Erfolgsquote ist beträchtlich. Die Jugendlichen erhalten Anleitung und Unterstützung in den Bereichen: Gärtnerei, Kreativcenter, Kfz-Technik und Metallbau und Tischlerei. In der Gärtnerei werden Obst und Gemüse angebaut, die in der Küche der Einrichtung verarbeitet oder frei verkauft werden.

Die Ausbilder im Kreativcenter sehen ihre Aufgabe darin, besondere Begabungen und Fertigkeiten der Jugendlichen auf den Gebieten Gestaltung, auch unter Anwendung von IT-Technik, und Kunsthandwerk weiter zu entwickeln, sodass sich eine Spezialausbildung anschließen kann. Bei Kfz-Technik und Metallbau werden Kraftfahrzeuge und Fahrräder instand gesetzt, Rollstühle repariert und Metallbetten und andere Gegenstände wieder hergestellt. Brillen, Rollstühle und Fahrräder werden unter anderem unentgeltlich nach Sierra Leone geliefert. In der Tischlerei beschäftigen sich die Jugendlichen mit der Aufarbeitung von Möbeln. Auch hier werden die fertiggestellten Gegenstände als Spenden weitergegeben.

Die Ausbilder verfügen über ausgezeichnete praktische Erkenntnisse und Erfahrungen in ihrem Beruf, z.B. Näherin. Sie haben keine soziale oder pädagogische Ausbildung, werden aber während ihrer Tätigkeit weitergebildet. Für ausländische Schüler organisiert die Produktionsschule Praktika in Betrieben der Stadt. Auch das eine beeindruckende Einrichtung, die es in ähnlicher Form auch bei uns in Deutschland gibt.

Wir bedanken uns bei der Leiterin und der Koordinatorin für Demenzerkrankungen von Bakkehuset und den Mitarbeitern der Produktionsschule für Möglichkeit dieser Besichtigung und deren Bereitwilligkeit und Offenheit bei der Beantwortung unserer vielen Fragen.

Unser Dank geht ebenfalls an Gesche Peters und vor allem Ihren Mann, der alle unsere Fragen und die Antworten ins Deutsche übersetzt hat.

Bericht: Henning Holländer und Gesche Peters zusammengefasst von Rosemarie Thiele

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